weimar

Kurz darauf wird er in die Stadt Weimar eingeladen. Die nächsten zehn Jahre dort veröffentlicht Johann Wolfgang Goethe kaum etwas. Er ist zeitlich sehr eingespannt in seine politischen Pflichten. Der Herzog des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach schenkt ihm sein Vertrauen und bietet ihm einen hohen politischen Posten an. Ab 1776 wirkt Goethe in seinem dreiköpfigen Beratergremium mit und bekommt zwischen 1777 und 1782 die Leitung verschiedener Kommissionen übertragen, u.a. die Leitung des Finanzministeriums. Im Gegenteil zu seinen juristischen Studien und Arbeiten in seiner Jugend, nimmt er jetzt alle Verantwortungen sehr ernst.

Jedoch schon 1779 beklagt er sich über zu viel Arbeit mit mäßigem Erfolg. Trotzdem geht er seinen Aufgaben gewissenhaft nach. Über seine Beratertätigkeit beim Herzog gibt es jedoch verschiedene Auffassungen. Einerseits wird er gelobt für seinen Einsatz für die „kleinen Leute“, andererseits gibt er Ratschläge, die beinahe das Gegenteil vermuten lassen. So trifft er auch Entscheidungen, die entgegen seiner bisherigen und zukünftigen Weltanschauung stehen. Ob er selbst zwischenzeitlich zu dieser gegensätzlichen Überzeugung kommt oder ob er meint Rücksichten nehmen zu müssen, vermag niemand zu beurteilen. Allgemein findet er kaum Erfolg in seiner politischen Laufbahn. Sein persönlicher Erfolg in dieser Zeit ist jedoch, dass man ihn in den erblichen Adelsstand erhebt (1782).


Während dieser Jahre in Weimar beginnt Goethe auch auf naturwissenschaftlichen Gebieten seine Forschungen und veröffentlicht seine Ergebnisse. Sein Werk „Farbenlehre“ schätzt er selbst höher ein, als alle seine anderen Werke. Auf dem Gebiet der Naturwissenschaften beschäftigt Goethe sich u.a. mit Anatomie, Botanik, Chemie und Geologie. Seine Erkenntnisse sind jedoch schon damals, wie auch heute, einiger Kritik ausgesetzt. So stellt er sich z.B. mir seiner Theorie bzgl. der Farbenlehre gegen Sir Isaac Newton oder „entdeckt“ einen menschlichen Knochen, den vor ihm jedoch auch schon andere entdeckt hatten.

Auch andere Forschungsergebnisse sind nicht immer wissenschaftlich korrekt. Nichtsdestotrotz ist sein Wirken auf diesem Gebiet wichtig, da er z.B. den ersten Lehrstuhl für Chemie in Deutschland gründet, die Farbenpsychologie sich maßgeblich auf seine Farbenlehre stützt und er u.a. der Nachwelt einen naturwissenschaftlichen „Schatz“ von ca. 17800 gesammelter Mineralien hinterlässt.


Kurz darauf lässt ihn eine Beziehung zur sieben Jahre älteren Hofdame Charlotte von Stein seine innere Ruhelosigkeit ein wenig besänftigen und seine Selbstdisziplin stärken. Auch lernt er die Umgangsformen am Hof besser kennen. Dieser Frau schreibt Johann Wolfgang von Goethe zig Briefe, Notizen und Gedichte, jedoch ist es unklar, ob die beiden eine sexuelle Beziehung führen, oder einfach nur seelenverwandt sind.